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Die Beziehung von Wolf und Mensch ist von Gegensätzen geprägt: Während der „beste Freund des Menschen“, der Hund, aus einem gezähmten Wolf hervorging, waren wilde Wölfe über Jahrhunderte das Symbol des Bösen schlechthin: Zum einen wurde die Haltung von Weidetieren im Mittelalter durch Wolfsangriffe bedroht und zum anderen wurde der Mensch selbst oft den Raubtieren angegriffen und auch getötet. Dies führte dazu, dass der Wolf systematisch bejagt wurde und in Mitteleuropa gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet war.

Wölfe seit 1990 geschützt

Seitdem wurden in Deutschland lediglich einzelne durchstreifende Tiere gesichtet und in der Regel geschossen. Erst seit der Wiedervereinigung in 1990 gilt der Wolf in Deutschland als geschützt und darf dementsprechend nicht mehr bejagt werden.

Wölfe sind wieder zurück in Deutschland

Newsroom

Bestandsentwicklung und Verbreitung der Wölfe

Seit dem Jahr 2000 sind Wölfe wieder in Deutschland ansässig. In diesem Jahr wurden die ersten Welpen seit der Ausrottung des Wolfes geboren. Die Eltern dieser Jungtiere waren aus dem benachbarten Polen eingewandert. Seitdem breitet sich das Großraubtier von Nordosten aus ins gesamte Bundesgebiet aus.

Wolfsmonitoring

Die Bundesländer sammeln Nachweise von Wölfen, um die Entwicklung der Population zu dokumentieren. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf trägt diese Daten zusammen und veröffentlich jährlich einen Statusbericht. Nach dem jüngsten Bericht (2022/23) leben in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere.

Mehr als 1300 Wölfe im Bundesgebiet nachgewiesen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in den bestätigten Wolfsterritorien im Monitoringjahr 2022/2023 mindestens 1300 einzelne Wölfe verschiedener Altersstufen lebten. Neben Daten zu Sichtungen und Rissgeschehen werden auch Proben (Kot, Haare, Speichel, Gewebe) gesammelt, um genetische Analysen vorzunehmen. Auf diese Weise haben die Monitoringstellen einen sehr guten Überblick über die Verwandtschaftsverhältnisse und Wanderungsbewegungen der in Deutschland lebenden Wölfe.

Vorkommen von Wölfen in Deutschland im Monitoringjahr 2022/23 (Vergrößerung durch Mausklick auf die Karte)

Quelle: Bundesamt für Naturschutz 

Lebensweise und Verhalten von Wölfen

Wölfe leben in Rudeln

Wölfe leben im Familienverbund - in sogenannten Rudeln. Ein Rudel besteht aus einem Elternpaar sowie den eigenen Jungtieren. Die Größe des Territoriums, das von einem Rudel beansprucht wird, hängt vom Nahrungsangebot ab. Wölfe verteidigen ihr Revier gegenüber Wölfen anderer Rudel.

Wanderung von jungen Wölfen

Mit Einsetzen der Geschlechtsreife im Alter von ein bis zwei Jahren verlässt der Nachwuchs das Rudel, um eine eigene Familie zu gründen und sich in einem eigenen Gebiet niederzulassen. Auf der Suche nach einem neuen Territorium können junge Wölfe Dutzende Kilometer an einem Tag zurücklegen.

Kommunikation und Verhaltensweisen der Wölfe

Die Tiere sind mit einem ausgezeichneten Geruchssinn ausgestattet, so können Wölfe ihre Artgenossen und Beutetiere bis auf zwei Kilometer Entfernung riechen. Auch das Sehvermögen von Wölfen ist hervorragend: Sie können auch nachts gut sehen und haben einen Blickwinkel von 250 Grad (zum Vergleich: Der Mensch hat einen Blickwinkel von 180 Grad).

Beutetiere und Jagdverhalten

Zum Beutespektrum gehören neben Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild auch Kleinsäuger sowie Nutztiere wie Schafe, Rinder und Pferde. Wölfe jagen in Rudeln, wobei die jüngeren Tiere von den älteren lernen.

Ökologische Bedeutung der Wölfe

Ein ausgewachsener Wolf benötigt zwischen zwei und fünf Kilogramm Fleisch am Tag. Wölfe haben in Deutschland keine natürlichen Feinde. Da das Hauptbeutetier Rehwild in Deutschland in so großer Zahl vorhanden ist, dass die Bestände Aufforstungen durch Verbiss bedrohen, wird dem Wolf eine regulative Funktion im Ökosystem Wald zugeschrieben. Es heißt: „Wo der Wolf jagt, gedeiht der Wald“. Es gibt aber auch Experten, die keinen Zusammenhang zwischen Wolfspopulation und weniger Wildschäden im Forst feststellen können.

Management und Schutz von Wölfen

Wölfe sind in Deutschland geschützt

Da der Wolf in Deutschland als geschützte Art gilt, dürfen Wölfe nicht von Jägern geschossen werden. Fallen einzelne Tiere allerdings durch abnormes Verhalten wie mangelnde Scheu vor Menschen auf oder reißen sie wiederholt Nutztiere, kann der Abschuss eines solchen Problemwolfes veranlasst werden. Die Umweltministerkonferenz der Bundesländer hat dazu einen Praxisleitfaden beschlossen. Letztlich entscheiden die Behörden in den Bundesländern über einen Abschuss.

Wolfsmanagement in anderen EU-Ländern

In manchen EU-Ländern werden andere Strategien verfolgt: So hat man in Schweden entschieden, die Wolfspopulation auf rund 400 Tiere zu begrenzen und jährlich eine bestimmte Anzahl an Wölfen zu schießen.  

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Grundlage des Schutzstatus ist die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der EU. Dort ist der Wolf im Anhang als „streng geschützte Art“ aufgeführt. Ziel dieser Richtlinie ist die Wiederherstellung bzw. Erhaltung eines „günstigen Erhaltungszustandes“ einer Art.

Was bedeutet "günstiger Erhaltungszustand"?

Dieser günstige Erhaltungszustand ist nach Angaben des Bundesumweltministeriums erreicht, wenn folgende Voraussetzungen im gesamten Bundesgebiet vorliegen:

„Wölfe leben jetzt und auch in Zukunft überall dort, wo sie von Natur aus leben können; der Lebensraum und das Nahrungsangebot jetzt und auch zukünftig wird ausreichen, um das Überleben der Wölfe langfristig zu sichern. Die Anzahl der Wölfe ist außerdem ausreichend groß, dass die Wölfe auch in Zukunft nicht wieder aussterben können, zum Beispiel durch Krankheiten, Verkehrsunfälle oder Wilderei.“

FFH-Bericht erscheint alle sechs Jahre

Der Erhaltungszustand der FFH-Arten wird alle sechs Jahre in einem nationalen FFH-Bericht festgestellt. Der letzte Bericht für den Zeitraum 2013 – 2018 ist im Jahr 2019 erschienen.